| Porr-Chef: Wohnungsbau lahmt weiterhin / Infrastruktur-Aufträge aus 500-Milliarden-Paket in DL schon ab Mitte 2026 erwartet - Signa-Baustelle in München erwacht zu neuem Leben - Grünes Licht für Übernahme von Ex-Vamed-Tochter |
| 28.12.2025 07:00:00 |
Bei den Mietpreisen ist keine Entspannung in Sicht -
nach wie vor werden zu wenig Wohnungen gebaut. Das knappe Angebot
heizt die bereits hohen Mieten zusätzlich an. "Für 2025 werden in
Österreich nur 24.600 Einheiten fertiggestellt - das ist um 32
Prozent weniger als im Vorjahr", bedauerte der Chef des Baukonzerns
Porr, Karl-Heinz Strauss, im Gespräch mit der APA. Im gemeinnützigen
Bau gebe es "eine leichte Aufwärtsbewegung".
"Es gibt definitiv keine Baukrise, sondern 'nur', unter
Anführungszeichen, eine Wohnbaukrise - wobei der gemeinnützige
Wohnbau zu bauen begonnen hat", so der Konzernchef. Vor allem im
dritten Quartal 2025 sei es zu besonders starken Rückgängen gekommen
- im Bereich der frei finanzierten Mietwohnungen um etwa 35 Prozent
gegenüber dem Vergleichszeitraum im Jahr davor und bei den frei
finanzierten Eigentumswohnungen um 11 Prozent.
Auch 2026 zu wenig Fertigstellungen
Für 2026 werde im großvolumigen Neubau zwar ein Zuwachs von 10
Prozent auf knapp 27.100 fertiggestellte Wohnungen erwartet. "Aber
das ist immer noch unter dem Niveau von 2024", relativierte Strauss.
2024 waren die Fertigstellungen im Jahresabstand ebenfalls um rund
ein Drittel eingebrochen. Um den Bedarf zu decken, wären jährlich
40.000 fertige Einheiten nötig, sagte der CEO. Allerdings sieht er
nun "den Bodensatz erreicht". Der lahmende Wohnbau sei zudem nur in
Österreich und Deutschland ein Thema.
Auch bei den privaten Häuslbauern herrscht Zurückhaltung: "Der
Ein- und Zweifamilien-Hausbau stagniert", hielt Strauss fest. Das
sei teilweise auf die so stark gestiegenen Grundstückspreise, aber
auch auf die Finanzierungsmöglichkeiten zurückzuführen. "Die Banken
sind bei privaten Wohnbaufinanzierungen mehr als zurückhaltend", so
der Porr-Chef. Und das trotz des Auslaufens der KIM-Verordnung
(Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmenverordnung, Anm.),
die bis zum Sommer 2025 strengere Regeln für die Vergabe von
Wohnkrediten vorschrieb. Sie war im August 2022 eingeführt worden.
Ansonsten lebhafte Auftragslage
Gut läuft es für die Porr den Angaben zufolge bei der Errichtung
von Datencentern, Pumpspeicherkraftwerken, Stromtrassen von der Ost-
und Nordsee in den Süden und Infrastruktur. Zu den
"Highlight"-Baustellen unter Beteiligung des Konzerns zählen laut
CEO der Brennerbasistunnel, die Sanierung der Brenner Autobahn
(Luegbrücke), das Verbund-Kraftwerk Limberg III in Kaprun, ein
Hochgeschwindigkeitstunnel in Polen, der Semmeringbasistunnel und
der Koralmtunnel, der erst kürzlich in Betrieb genommen wurde. Die
Porr hat den Angaben zufolge jeweils einen Teil des Tunnels gebohrt
und war für die feste Fahrbahn sowie - gemeinsam mit einer
Partnergesellschaft - für die bahntechnische Ausrüstung der gesamten
Strecke verantwortlich.
In Wien ist das Unternehmen unter anderem beim Bau des
U-Bahn-Projekts U2/U5 engagiert. Die Probleme rund um die Absenkung
der Baustellensohle im Bereich Pilgramgasse, die jüngst wegen
massiver Schäden in Form von Mauerrissen in umliegenden Wohnhäusern
durch die Medien gingen, sind laut Strauss ausgestanden. Beim
Hochwasser im September 2024 sei ein Teil der Baustelle "völlig
überschwemmt" gewesen. "Wir vermuten, das ist ein Folgeschaden
daraus - das ist Pech, dafür können wir nichts, da passiert auch
nichts mehr."
Gute Nachrichten aus Deutschland
In Deutschland darf die Porr, früher als noch bis vor kurzem
gedacht, auf Aufträge aus dem 500 Mrd. Euro schweren
Infrastrukturpaket ("Sondervermögen") der dortigen Regierung hoffen
- es gehe sicher um ein Jahr schneller. "Man merkt jetzt, dass wir
schon im Halbjahr 2026 die ersten Zeichen sehen werden, weil in
Deutschland ein Zweijahresbudget beschlossen wurde", erklärte der
Konzernchef.
Davor hatte er "frühestens 2027" mit ersten Ausschreibungen
gerechnet. Deutschland ändere zudem gerade seine
Ausschreibungsvarianten - dadurch beschleunige sich das Prozedere.
"Damit kann man viel früher Projekte starten", erwartet Strauss. Die
Porr möchte dort beim Bau von Straßen, Bahnstrecken und
Wasserstraßen (zum Beispiel Schleusen) ebenso zum Zug kommen wie bei
der Elektroinfrastruktur.
Stillgelegte Signa-Baustelle in München
Eine für den Konzern erfreuliche Botschaft gibt es jedenfalls
schon mal fix aus München: Die infolge der Signa-Pleite gestoppte
Baustelle "Alte Akademie" in der bayrischen Metropole erwacht zu
neuem Leben. Das Areal umfasst rund 6.500 Quadratmeter in der
Innenstadt. "Ein Konsortium um Hammer & Thiele übernimmt das vom
bayrischen Freistaat - wir erwarten einen baldigen Baustart, wir
sind Baumeister", freut sich der Porr-Chef. In fünf Jahren soll
alles fertig sein.
Deutschen Medienberichten zufolge ist der Verkauf der
historischen Prunkimmobilie in der Fußgängerzone an eine
Gesellschaft der deutschen Thiele-Familienstiftung 180 Mio. Euro
schwer. Die Umbauten sollen um die 220 Mio. Euro kosten. Auf die
Porr entfällt laut Strauss ein Auftragsvolumen von rund 50 Mio.
Euro.
Die Baustelle stand rund zwei Jahre lang still. "Es ist uns kein
Schaden entstanden", sagte der CEO. Die Porr habe "kleine
Außenstände" gehabt, die durch eine Bankgarantie abgesichert gewesen
seien. "Wir haben die Baustelle im Auftrag des Masseverwalters
weiterbetreut."
Ex-Vamed-Thermen als Draufgabe
Für die Porr gute Nachrichten gab es diese Woche auch
hierzulande: Unmittelbar vor Weihnachten gab die
Bundeswettbewerbsbehörde grünes Licht für die Übernahme des
österreichischen Projektentwicklungsgeschäfts des
Gesundheitsdienstleisters Viacama (vormals Vamed) vom deutschen
Fresenius-Konzern. Konkret gehört der Porr damit per 31. Dezember
die Viacama-Tochter Vamed Standortentwicklung und Engineering GmbH
(VSG) mit den Geschäftsbereichen der AKH Wien technische
Betriebsführung und Bauprojekten des AKH Wien.
Teil des Pakets sind auch - vorbehaltlich weiterer Freigaben -
ein paar Thermenresorts, darunter etwa Geinberg, Laa und St.
Martins. "Wir erwerben Minderheitsbeteiligungen ab 21 Prozent an
vier Thermen und 100 Prozent an einer Therme sowie gleichzeitig
einen Managementauftrag an sechs Thermen - eine Gesellschaft von uns
managt diese Thermen", präzisierte Strauss. An der Therme Wien
besteht keine direkte Beteiligung, aber ebenfalls eine
Betriebsführungsvereinbarung.
"Sechs von 36 Thermen in Österreich, also ein Mini-Teil - das ist
kein Kerngeschäft der Porr", betonte der CEO. Sehr wohl im Fokus hat
der Konzern "Themen wie Gesundheitsinfrastruktur" in Österreich,
Deutschland, Polen, Tschechien und Rumänien. "Und das wollen wir mit
dieser Gesellschaft tun."
(Das Gespräch führte Birgit Kremser/APA)
kre/hel
ISIN AT0000609607
WEB http://www.porr-group.com
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Autor: - APA/kre/hel
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