| "Insektenfirma" Reploid strebt mittelfristig IPO an Wiener Börse an / CEO Pauer: Nach Listing Aufstieg in ein höheres Börsensegment in den kommenden Jahren geplant - Kapitalerhöhung soll weiteres Wachstum ermöglichen |
| 30.12.2025 05:01:00 |
Die "Insektenfirma" Reploid, seit heuer im direct
market plus der Wiener Börse gelistet, hat sich für die nächsten
Jahre einiges vorgenommen. 2020 gegründet, schaffte der Hersteller
von Systemen zur industriellen Insektenmast in nur kurzer Zeit den
Sprung aufs Börsenparkett. Durch den mittelfristigen Aufstieg in ein
höheres Segment einschließlich Kapitalerhöhung - also ein
klassischer IPO - soll weitere Expansion möglich werden, verriet CEO
Philip Pauer im APA-Interview.
Schon jetzt kann die Firma mit Sitz in Wels (Oberösterreich) auf
Jahre schnellen Wachstums zurückblicken: Nach erfolgreichen
Pilotversuchen etablierte sich Reploid rasch als innovatives
GreenTech, das Interesse bei Geldgebern weckte. Mehrere
Finanzierungsrunden legten den finanziellen Grundstein für die
weitere Entwicklung, die unter anderem den Eintritt in den deutschen
Markt brachte und im Sommer im Listing an der Börse in Wien
gipfelte. Die Kundennachfrage steige stetig, erzählte Pauer, zuletzt
hätten auch vermehrt Konzerne aus Übersee bei Reploid angeklopft.
Attraktiv mache das Unternehmen vor allem sein
Alleinstellungsmerkmal: Mit patentierter Technologie habe man ein
Geschäftsfeld gefunden, das auf die industrielle Verwertung von
organischen Resten der Lebensmittelindustrie zielt und damit das
Prinzip der Kreislaufwirtschaft mit dem Ziel der Emissionsreduktion
verbinde. Da Müll und Reste überall anfallen, seien die angebotenen
Lösungen potenziell rund um den Globus einsetzbar. Direkte
Konkurrenz gebe es in der Sparte so gut wie keine, erklärte Pauer.
Insektenlarven verwerten organische Reststoffe
Konkret stellt Reploid für seine Kunden modulare Systeme zur Mast
der Larven der sogenannten Schwarzen Soldatenfliege her. In diesen
Anlagen werden die Larven des Insekts auf eine auf den jeweiligen
Standort abgestimmte Futtermischung aus organischen Reststoffen
angesetzt. In Frage kommen dabei diverse Restprodukte, für die
Lebensmittelkonzerne, Brauereien oder auch landwirtschaftliche
Betriebe keine Verwendung mehr haben: Darunter beispielsweise Treber
von Hopfen und Weizen aus der Bierproduktion, Molke aus der
Milchverarbeitung oder Kartoffelschalen von Lebensmittelproduzenten.
Die gemästeten Larven können getrocknet oder gefroren als
Rohstoff für Tierfuttermittel verwendet, oder in hochwertige
Proteine und Fette weiterverarbeitet werden. Diese finden sowohl als
Tierfutter als auch in der Industrie Anwendung. Mit den bei der Mast
anfallenden Ab- und Ausscheidungen der Insekten (dem "Fraß") gewinnt
Reploid wiederum organischen Premiumdünger. Durch den Prozess werden
an sich schwer verwertbare Lebensmittelreste also zu einem neuen
Produkt. Außerhalb der EU ist dieser "Fraß" auch als Futtermittel
einsetzbar, was insofern von Bedeutung sei, als die damit
gefütterten Tiere aufgrund der vorherigen Fermentierung der Stoffe
60 bis 80 Prozent weniger Methan ausstoßen, so Pauer.
Vergleichbar sei die Funktionslogik der Anlagen in etwa mit
Komposthaufen, erklärte Pauer. Im Gegensatz dazu erfolgt die
Verwertung der Stoffe bei Reploid aber in industrieller Dimension,
optimiert um wissenschaftliche Erkenntnisse und wesentlich
effizienter. Damit liege auch der Vorteil für Kunden bzw. die
Zulieferer der Rohstoffe auf der Hand: Sie werden große Mengen
organischer Reste los, die bei einer Deponierung Faulgas emittieren
würden bzw. anderweitig und möglicherweise auch kostspielig entsorgt
werden müssten.
Das Geschäftsmodell von Reploid beruht dabei nicht nur auf dem
Verkauf der Anlagen. In manchen Fällen bleibt das Unternehmen auch
an den "ReFarmUnits" - so werden die hergestellten Module genannt -
beteiligt und profitiert damit finanziell längerfristig. Damit wird
die Verwertung der gemästeten Insektenlarven zu einer weiteren,
zunehmend bedeutenderen Einnahmequelle für das Unternehmen.
Keine Produkte für die menschliche Ernährung
Kein Thema ist für Pauer, aus Insekten Produkte direkt für die
menschliche Ernährung zu erzeugen. Den Trend zum Verzehr von
Insekten gebe es zwar, in Europa sei der Markt allerdings
überschaubar. Aber auch ohne diese Schiene stehe Reploid gut da: Das
Geschäft werfe bereits Gewinne ab, außerdem steige neben dem
wachsenden Kundeninteresse auch die Mitarbeiterzahl - derzeit sind
es etwa 90 Beschäftigte - stetig: "Wir sind eigentlich permanent auf
der Suche, vor allem nach fremdsprachigen Fachkräften, die unser
internationales Wachstum stützen können", sagte der
Vorstandsvorsitzende.
Auch unter größeren Investoren hat sich Reploid mittlerweile
einen Namen gemacht. Im August stiegen der deutsche
Fleisch-Großkonzern Premium Food Group (früher: Tönnies) und das
Kunststoffunternehmen Baerlocher ein. Die Wiener
Investmentgesellschaft Tauros Capital gewährte Reploid eine
millionenschwere Wachstumsfinanzierung, darüber hinaus bestehen
zahlreiche Kooperationen. Dementsprechend selbstbewusst gibt sich
Pauer mit Blick in die Zukunft: Im Bereich der modularen
Insektenproduktion strebe man nicht weniger als globale
Marktführerschaft an. Und zu diesem Zweck sei ein öffentliches
Angebot (IPO) - beim Listing erfolgte keine Aufstockung der Aktien
und damit keine Kapitalerhöhung - genau die richtige Maßnahme. Wann
es so weit ist? Pauer: "Ein konkretes Datum kann ich nicht nennen.
Wir planen den Schritt für die kommenden Jahre."
tpo/ivn
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Autor: - APA/tpo/ivn
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